Karlsbad – Karlový Varý
Karlsbad gehört, wie auch Marienbad und Franzensbad, zu den drei als „Westböhmisches Bäderdreieck“ bezeichneten Kur- und Bäderorten. Unter diesen dreien ist es der größte, weltweit bekannteste und wohl auch geschichtsträchtigste. Und was würde Geschichte nicht spannender machen als über Jahrhunderte überlieferte Legenden? Die Gründung Karlbades beruht auf einer solchen. Kaiser Karl IV., der auch König von Böhmen war, soll in der Mitte des 14. Jahrhunderts bei einer Hirschjagd mit seinem Pferd eine heiße Quelle „freigetreten“ haben.
Er kann also zweifellos als Gründer dieses Ortes bezeichnet werden. Auch fungiert er als Namensgeber des Ortes „Varý“ – was frei übersetzt kochend bzw. heiß bedeutet.
Karlsbad wuchs über Jahrhunderte zu einem der mondänsten und weltweit bekanntesten Kurorte heran und wurde von namhaften Persönlichkeiten der Weltgeschichte besucht und gefördert, so beispielsweise vom russischen Zaren Peter dem Großen (1672-1725), der sich Anfang des 18. Jahrhunderts längere Zeit dort aufhielt und unter anderem 1711 den Bau des ersten Kurhauses ermöglichte.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts durfte Karlsbad für über hundert Jahre seine prachtvollste Blütezeit erleben. Die berühmtesten Persönlichkeiten jener Zeit zählten zu den Gästen des Kurortes.
Den glamourösen Ruf eines Kurbades von Welt trägt Karlsbad bis heute, was nicht zuletzt den architektonischen Prachtbauten aus den verschiedensten Epochen zu verdanken ist. Vor allem Liebhaber des Klassizismus und des Jugendstils kommen hier auf ihre Kosten.
Zahlreiche Kolonnaden luden die Kurgäste damals wie heute zum Flanieren, Diskutieren, Posieren und Kokettieren ein.
Noch heute kann man in Karlsbad den Spuren weltbekannter Dichter, Denker, Musiker, Politiker und Adelsgeschlechter von einst folgen und sich in den Glanz und Glamour alter Zeiten entführen lassen.
Karlsbads zahlreiche mineralische Quellen wurden bereits Anfang des 16. Jahrhunderts vom Arzt Vaclav Payer auf ihre heilende Wirkung untersucht, die er 1522 in einem Traktat veröffentlichte.
Der Ort liegt auf 376 Höhenmetern am Zusammenfluss der Flüsse Tepl (Tepla) und Ohre. Ein Indiz dafür, dass die heißen Quellen bereits seit der Vorzeit Siedler in dieses Gebiet zogen, ist die Namensgebung des Flusses Tepl. Im tschechischen heißt er Tepla was so viel wie warm bedeutet. Drei Gebirgsketten umschließen die Stadt, die idyllisch in bewaldete Hügel eingebettet ist.
Karlsbad – Karlový Varý – Geschichte
Vorzeit
erste archäologische Siedlungsspuren aus der Bronzezeit
Mittelalter
10. Jahrhundert
Burg Sedlec des westslawischen Stammes der Sedlischanen entsteht
bis Anfang 13. Jahrhundert
Burg/Schloss Sedlec ist Mittelpunkt der Provincia Sedlensis des böhmischen Herrschergeschlechts der Přemisliden
um 1350
Der Legende nach entdeckt Karl IV. während einer Hirschjagd die heissen Quellen
1358
Karl IV. errichtet nahe der Tepl (Tepla) eine kleine Burg für seine Jagdaufenthalte
Unter dieser bildet sich eine Stadtsiedlung (Varý)
1370
Am 14. August erklärt Kaiser Karl IV. die unter der Burg befindliche Stadt Varý (Warmbad) zur Königsstadt
Neuzeit
1437
Karlsbad wird an den königlichen Kanzler Kaspar Schlick verpfändet
1522
Traktat des Arztes und Balneologen Vaclav Payer
1547
Nach der Enteignung des Adelsgeschlechts der Schlick bleibt Karlsbad königliche Kammerstadt
1582
Überschwemmung der Stadt durch die Tepl
1604
Großbrand mit verheerenden Schäden
1618-1648
Der 30jährige Krieg hinterlässt schwere Schäden in Karlsbad.
1707
Kaiser Joseph I. verleiht Karlsbad die Privilegien einer freien Königsstadt
1711
Bau des ersten Kurhauses durch Förderung des russischen Zaren Peter I.
1759
Erneuter Brand
1795
Neu eingeführte Kurgebühr ermöglicht zerstörte Stadtteile wieder herzustellen
1819
Die geheime Karlsbader Konferenz führt zu den “Karlsbader Beschlüssen”
1870
Karlsbad wird an das europäische Eisenbahnnetzt angeschlossen
1890
Erneutes Hochwasser
1918
Bildung der Tschechoslowakei (Folge des 1. Weltkrieges)
Zäsur für den Karlsbader Kurbetrieb, da der größte Teil der Bevölkerung deutschsprachig war
1919
Bestätigung der Zugehörigkeit Deutschböhmens zur Tschechoslowakei (Vertrag von Saint-Germain)
1938/39
Annexion Karlsbads durch das nationalsozialistische Deutschland (Münchener Abkommen)
Karlsbad wird während des Krieges Lazarettstadt. Der Kurbetrieb wird gänzlich eingestellt.
1944/45
Obwohl als Lazarettstadt gekennzeichnet, wird Karlsbad durch die US-Air Force bombardiert.
Kaum Schäden an den Kurgebäuden.
US-Armee nimmt die Stadt ein und übergibt sie an die Sowjet-Armee.
Die deutschböhmische Bevölkerung wird enteignet und vertrieben (Potsdamer Abkommen/ Beneš Dekret).
1946
Die Kureinrichtungen von Karlsbad werden verstaatlicht.
1989
Der Kurbetrieb blüht wieder international wieder auf.
2021
Karlsbad wird mit zehn weiteren Kurorten in die Liste des UNESCO Welterbes aufgenommen.
Geschichte des Bades
Blütezeit
Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts wurde dank finanzieller Förderung des Karlsbader Gastes Zar Peter I. das erste Kurhaus erbaut.
Seit des Baus des ersten Stadttheaters, dem sog. „Becher-Theater“ im Jahr 1788 konnte den Kurgästen auch ein umfangreiches Kulturprogramm geboten werden.
Jedoch erlebte der Badebetrieb in Karlsbad erst Mitte des 19. Jahrhunderts den Entscheidenden Aufschwung, der Jahrzehnte später zu seiner Blüte führen sollte und einen Kurort von Weltrang hervorbringen sollte.
Das lag zum einen an den Publikationen des Balneologen und königlichen Hofarztes Josef von Löschner über böhmische Kurbäder und speziell über die Wirkung der Karlsbader Heilwässer.
Ein weiterer Faktor war der Anschluss Karlsbades an das europäische Eisenbahnnetz 1870, das den Kurort mit Prag verband.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts explodierten die Zahlen der Kurgäste regelrecht.
Bäderarchitektur / Kureinrichtungen
Sprudelkolonnade / Vřidelni Kolonáda (1975) Moderner verglaster Stahlbetonbau.
Der Geysir des Sprudels (Vřidlo) ist 72 Grad warm. Seine Fontäne sprudelt fast 14 Meter in die Höhe.
Marktkolonnade / Tržni Kolonáda (1882-1883) Holzkolonnade mit üppigen Schnitzereien im „Schweizer Stil“. Ursprünglich wurde sie als Provisorium von den Wiener Architekten Fellner & Helmer entworfen.
Sie beherbergt Marktquelle (Tržni pramen), die untere Schlossquelle und die Kaiser- Karl IV. -Quelle (Pramen cisaře Karla IV.)
Mühlbrunnenkolonnade / Zitkova Kolonáda (ursprünglcih Mlýnska Kolonáda) (1871-1881)
Im Neorenaissancestil entworfen vom tschechischen Architekten von Josef Zitek.
Die Attika des Baus wird bekrönt von zwölf allegorischen Statuen der Jahreszeiten.
Sie ist die größte Kolonnade von Karlsbads und Zentrum des gesellschaftlichen Lebens des Ortes. Sie beherbergt fünf Mineralquellen: Die Rusalka-Quelle, der Mühlbrunnen, die Fürst-Wenzel-Quelle, die Libussa-Quelle und die Felsenquelle.
Parkkolonnade (Gartenkolonnade) / Sadová kolonáda (1880/1881)
Sie liegt in der prachtvollsten Parkanlage der Stadt, im Dvořakpark (Dvořakovy sady) und ist eine gusseiserne Teil-Rekonstruktion der ursprünglichen Kolonnade mit Musikpavillon nach Entwürfen der Wiener Architekten Fellner & Hellmer; erbaut vom Karlsbader Baumeister Josef Waldert.
Der sog. Blansko-Pavillon und die zweiarmige Promenadenveranda, die als Konzert- und Restauranthalle dienten existieren nicht mehr.
Die Kolonnade gewährt gleichzeitig den Zugang zur Parkquelle, die sich im Untergeschoss der dahinterliegenden Militärbadeanstalt (Vojenský lázeňský ústav) befindet.
2000-2002 wurde sie rekonstruiert und seit 2001 beherbergt die Parkbrunnkolonnade die Schlangenquelle.
Schlosskolonnade / Zamecká Kolonáda -Zámecké lázně (1911-1913)
Diese Quelle wurde 1769 unter dem Schlossturm entdeckt.
Im Jahr 1830 erbaute der Architekt Josef Esche die Holzkolonnade.
1910-13 wurde dort nach Entwürfen des Wiener Architekten Friedrich Ohmann eine neue Kolonnade im Jugendstil erbaut, die das Schlossbad (Zamecké lázně) beherbergt. Schlossquelle mit oberem und unterem Schlossbrunnen.
Pavillon der Freiheitsquelle / Altán pramene Svoboda (1865)
Reich verzierter 8-eckiger Holz-Pavillon
Kurhaus I / „Kaiserbad“ (Lázně I – Císařské Lázně) (1895)
Erbaut von den Wiener Architekten Fellner & Hellmer
Ehemaliges Kurhaus II / (Lázně II-Litinová pseudorenesanční kolonáda) (1830-1831)
Altes gusseisernes Sprudelbadehaus. Es wurde nach Entwürfen des Architekten Josef Esch als Empirebau gestaltet.
1878 Umbau zu Gusseisernen Kolonnade
1939 wurde es abgerissen
1940 Bau einer provisorischen Holzkolonnade 1975 Neubau der jetzigen „Sprudelkolonnade“
Kurhaus III / Lázné III (1867)
Entworfen von den Architekten Gustav Hain, Ludwig Renner und Eduard Labický (1828-1905)
Beherbergt einen Fest- und Konzertsaal
Kurhaus IV/ Neues Bad (Nové Lázně) (1878)
Das Kurhaus wurde vom Architekten Ludwig Renner errichtet und 1996/97 zum Einkaufzentrum „Atrium“ umgebaut
Kurhaus V/ Lázně V („Elisabeth-Bad“) (1904-1906)
Das monumentale Gebäude, erbaut vom Architekten František Drobný liegt im Hintergrund des Smetanaparks (Smetanovy sady)
1969-1973 wurde das Innere des Baus nach Plänen des Architekten Břetislav Zesulka rekonstruiert.
In dieser Zeit wurde ein 25 Meter langes Rehabilitationsbecken gebaut.
Das Bad V. war bis in 1980er Jahre die größte und technisch modernste balneologische Kuranstalt in Tschechien.
Ehemaliges Militärbadehaus (Vojenský lázeňský ústav) (1852-1855)
Entworfen vom Architekten Wenzel Hagenauer
1904-1920 Umbau
Jetzt: Kurhaus Sadový Pramen mit Parkquelle
Sehenswürdigkeiten
Kirche St. Maria Magdalena /Chram Mary Magdaleny (1737)
1732-1736 nach den Plänen von Kilian Ignaz Dientzenhofer (Berühmtester Barockarchitekt Tschechiens) erbaute Barock- Kirche.
Auf dem Gelände einer gotischen Kirche erbaut.
Stadttheater / Divadlo Vítěslava Nezvala (1884-1886)
Erbaut nach den Entwürfen der Architekten Fellner & Helmer
Deckenmalereien ausgeführt von Gustav Klimt und Franz Matsch
Kirche St. Peter und Paul / Kostel svateho Petra a Pavla (1893-1898)
Russisch-Orthodoxe Kirche
Erbaut für russische Kurgäste vom Architekten Gustav Wiedermann
Kirche St. Peter /Kostel svateho Petra (1854-1856)
Wurde als evangelische Kirche erbaut; jetzt Kirche der Hussiten
Anglikanische St. Lukaskirche (1876-1877)
Neogotische Kirche des Architekten Oskar Mothes
Grandhotel Pupp (ab 1770)
Von Julius Pupp (1870-1936) im Jugendstil ausgebaut
Hotel Imperial (1912)
Erbaut von Ernest Hebrard
Felix Zawoyski Haus (um 1900)
Hauptpostamt (1900-1904)
Erbaut vom Architekten Friedrich Setz (1837-1907)
Das Gebäude zieren vier allegorische Statuen: Telegraph, Eisenbahnverkehr, Schifffahrt und Briefpost
Markthalle /Městská tržnice (1913)
Nach den Entwürfen des Architekten František Drobny erbaut
Schloßturm/ Zámecká věž
Er liegt auf einem Felssporn über dem historischen Stadtkern.
Überrest der gotischen Burganlage die Kaiser Karl IV. Mitte des14.Jahrhunderts erbauen ließ.
Die Burg brannte 1604 ab. Der Turm wurde daraufhin zu einem Wachturm umgebaut und erhielt 1766 einen Arkaden-Umgang.
1911 wurde nach Plänen des Architekten Friedrich Ohmann (Jugendstil-Schlosskolonnade) ein Aufzug am Felsen unter dem Schlossturm.
Parkanlagen:
Dvořakpark / Dvořákovy sady (1877-1878)
Die Parkanlage wurde vom Landschaftsarchitekten Jan Hahmann angelegt
Im Park liegt die Parkbrunnkolonnade und der Musikpavillon
Statue des Komponisten Antonin Dvořák des Karlsbader Bildhauers Karel Kuneš (1920-1997)
Karlsbad – Berühmte Gäste
Gottfried Wilhelm Leibnitz (1646-1716)
Deutscher Philosoph, Mathematiker, Jurist und Historiker
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Deutscher Barock-Komponist; Violinist, Orgel- und Cembalovirtuose
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Deutscher Komponist und Pianist
Johann Wolfgang Goethe (1749-1832)
Deutscher Dichter, Dramatiker, Naturforscher und Politiker
Er war auch häufig in Marienbad, sowie in Bad Pyrmont, Bad Ems oder Wiesbaden.
Friedrich Schiller (1759-1805)
Deutscher Dichter, Schriftsteller und Philosoph
Frederik Chopin (1810-1849)
Polnischer Komponist, Pianist und Pädagoge
Richard Wagner (1813-1883)
Deutscher Komponist, Schriftsteller, Dichter und Dramatiker
Karl Marx (1818-1883)
Deutscher Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, politischer Journalist
Antonin Dvorak (1841-1904)
Tschechischer Komponist
Johannes Brahms (1833-1897)
Deutscher Komponist, Pianist und Dirigent
Petr Iljic Tschaikowski (1840-1893)
Russischer Komponist
Zar Peter I. der Große (1672-1725)
Zar und Großfürst von Russland
Fjodor M. Dostojewski (1821-1881)
Russischer Schriftsteller
Sigmund Freud (1856-1939)
Deutscher Arzt, Neurophysiologe, Psychologe
Theodor Fontane(1819-1898)
Deutscher Schriftsteller, Journalist und Kritiker
Franz Liszt (1811-1886)
Deutscher Komponist, Pianist, Dirigent, Pädagoge und Schriftsteller
Niccolo Paganini (1782-1840)
Italienischer Violinist, Bratschist und Komponist
Ausflugstipps
Ausflüge in der Umgebung: Natur
Hans-Heiling Felsen (Svatošské skály)
Felsenstadt aus Granit
Für Liebhaber von Natur bietet dieser Ausflug tolle Aussichten auf bizarre Felsformationen im romantischen Tal des Flusses Eger.
Entfernung: ca. 3 km
“Engelsberg” (Andělská Hora)
Romantisch anmutende Burgruinen aus dem 14. Jh. auf einem mächtigen Felssporn mit eindrucksvoller Panoramaaussicht
Pfarrkirche des Erzengels Michael 8ehemals gotisch; im barocken Stil umgebaut)
Historisches Städtchen
Entfernung: ca. 12km
Burg Loket / Elbogen (Königsburg aus dem 13. Jh.)
Traumhafte Aussicht und historisches Städtchen
Entfernung: ca. 15 km
Bečov nad Teplou / Petschau
Ausflüge in der Umgebung: Kunst und Kultur
Barockschloß Ostrov mit Parkanlage und Lustschlösschen / Letohrádek (1674-1683; erbaut von den Architekten Abraham Leutner und Christoph Dientzenhofer)
Ca. 12 km entfernt
Kloster Tepl /Teplá
Ostrov nad Ohŕí / Schlackenwerth
Historische Stadt
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