Václav Skalnik - Büste - Marienbad - Jan Polak CC-by SA 4.0
Kurparks

Václav Skalnik (1776-1861) – Kunstgärtner und Botaniker

Der „Kunstgärtner“ und Botaniker Václav Skalnik wurde am 29. Juni 1776 in Prag geboren.
Jetzt mag sich manch einer fragen, was ist eigentlich ein „Kunstgärtner“ und wie kam es dazu, dass der Junge ausgerechnet diesen Beruf ergriff?

Ich versuche das mal einfach zu erklären:
Die Berufsbezeichnung finden wir, wenn wir nach dem „Gärtner der Marienbader Parkanlagen“ suchen beinahe überall. Im 18. Jahrhundert gab es noch keine Ausbildung im heutigen Sinn und auch kein Studium der Landschaftsarchitektur. Vielmehr war es üblich in die Fußstapfen des Vaters oder Großvaters zu treten. Deren Wissen, Fähigkeiten und Kenntnisse von Kinderschuhen an zu „erlernen“. Es war quasi „learning by doing“ von Kindheit an. So war es auch bei unserem Václav oder nennen wir ihn einfach: „Protagonisten von Marienbad“.

Isidorus Antophilus, wohlerfahrener Blumen- Küchen- Baum- und Kunstgärtner 1779
Lithographie aus: Isidorus Antophilus, wohlerfahrener Blumen- Küchen- Baum- und Kunstgärtner, 1779, gemeinfrei

Eine Kindheit im Schlosspark

Wenzel – wie Václav Skalniks Vorname im deutschsprachigen Raum ist – trat in die Fußstapfen seines Vaters Antonin. Der sich als Gärtner um die Schlossparkanlage in Hořin kümmerte. Schloss und Park gehörten den Fürsten von Lobkowitz, einem der ältesten böhmischen Hochadelsgeschlechter. Der ältere Bruder Václavs hatte eine Anstellung als Gärtner für eine andere Linie der Familie Lobkowitz in Prag.

Von Kindheit an wird Václav seinen Vater in die Schlossparkanlagen begleitet haben und wohl begeistert allem gelauscht haben, was Antonin über Fauna und Flora zu berichten hatte. Könnte man sich eine schönere Kindheit vorstellen als vor wunderschöner Herrschaftsarchitektur in einer prachtvollen Parkanlage herumzustreunen? – Ich glaube nicht.

Bereits mit 16 Jahren, im Jahre 1792, trat Václav eine Ausbildung bei dem Schlossgärtner der Grafen Špork- Christian Kühnl – an, die er 1795 erfolgreich abschloss.

Landschaftspark - Kurpark von Bad Nauheim
Viele Kurparks wurden im Stil englischer Landschaftsgärten angelegt, so auch der Kurpark von Bad Nauheim,
angelegt von Heinrich Siesmayer
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Die Gartenreisen des Václav Skalnik

So wie es in vielen Berufsfeldern dieser Epoche üblich war – so auch in der des Gärtners – ließ Václav Skalnik sich auf seinen anschließenden Studienreisen inspirieren. In England lernte er die zu dieser Zeit im Zuge der Aufklärung aufkommende Form von Parkanlagen – den Englischen Landschaftspark – kennen.
Anders als die geometrisch und symmetrisch angelegten Renaissance- und Barockgärten zeichneten die englischen Gärten sich durch ihre naturnahe organische Gestaltung aus. Ziel war der Eindruck eines natürlich gewachsenen Parks ohne strenge Symmetrie und offensichtliche Bändigung des Pflanzenwuchses. In geschwungenen Linien zogen sich die Parkwege an Wiesen, Seen und Baumgruppen entlang – immer mit Sichtachsen und Aussichtspunkten, die den Besucher zum Verweilen einluden. So entstand ein Gefühl, als befände man sich quasi in einem Landschaftsgemälde.

Außerdem bereiste Václav Frankreich, wo er auch die französische Sprache erlernte. Längere Zeit arbeitete er auch in Wiener Parkanlagen, bis er schließlich im niederösterreichischen Bruck an der Leitha eine Anstellung im Schlossgarten des Schlosses Prugg bei den Grafen Harrach erhielt. Dort lernte er auch seine zukünftige Frau Teresa kennen, die er 1801 heiratete.

französische Gartenanlage am Schloss Benrath, Düsseldorf
französische Gartenanlage am Schloss Benrath, Düsseldorf, Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Rückkehr zu den Wurzeln

Václav Skalnik kehrte kurz darauf in seinen Heimatort Hořin zurück, wo seine Frau ihm 1802 und 1806 die Söhne Karel und František gebar.
Hier in seinem Heimatort arbeitete er, wie schon sein Vater, im Schlosspark der Grafen Lobkowitz. Von 1806 bis 1811 fiel ihm die Aufgabe zu die 1784 überflutete Schlossparkanlage wiederaufzubauen. Der Park hatte eine Größe von 10 Hektar und war im Französischen Stil gehalten. Zwangsläufig musste er hier erst einmal von den Inspirationen des Englischen Gartens Abstand nehmen.  
Václav veröffentlichte in dieser Zeit auch Entwürfe für Parkanlagen und verfasste botanische Schriften.

Das Adelsgeschlecht der Lobkowitz förderte sein Talent und vermittelte ihm weitere Aufträge unter anderem für den Park des in gräflichem Besitz befindlichen und seit dem 17. Jh. bestehenden Kurbades Bílina/Bilin, in der Nähe des Kurortes Teplice.

Plan Kurpark Marienbad Václav Skalnik
Plan Kurpark Marienbad Václav Skalnik – gemeinfrei

Václav Skalnik und der Weg nach Marienbad

Václavs herausragende Arbeit in Hořin wurde vom Grafen Antonin Isidor Lobkowitz belohnt, der ihn an den Abt des Prämonstratenserklosters  in Tepl – Karel Kašpar Reitenberger – weiterempfahl. Dieser übertrug ihm das Großprojekt die Parkanlagen Marienbads zu gestalten, dessen Stadtbebauung, die vom Abt initiiert wurde, gerade erst in Planung war.
Marienbad stand in jener Zeit unter der Oberhoheit des Klosters und bestand lediglich aus einigen Holzpavillons an den Quellen. Die städtebaulichen Arbeiten am Kurort und die Gestaltung der Grünanlagen gingen Hand in Hand. So konnte ein nahezu perfektes Gesamtkonzept eines Kurbades in kürzester Zeit realisiert werden.

Bereits 1818 begannen die Arbeiten, um das sumpfige Gelände in Park- und Grünanlagen umzuwandeln. Dazu musste das sumpfige Gelände zunächst entwässert werden, dann wurden Bäume gepflanzt und Wege planiert. Somit entstanden peu à peu die herrlichen Kurparkanlagen Marienbads.

Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe – gemeinfrei

Goethe und der Gärtner

Im Jahr 1820 freundete sich Václav mit dem Kurgast Johann Wolfgang Goethe an, der seine Leistungen bewunderte. Da die städtebaulichen Projekte des Abtes Reitenberger schleppend voranschritten und er einige Bauten nicht bewilligen wollte, setzte sich Goethe für seinen Freund ein, woraufhin Skalnik seine Bauvorhaben in Angriff nehmen konnte. Goethe war es auch, der ihm unterstützend zur Seite stand, als er seine Anstellung als Schlossgärtner bei den Lobkovitz kündigte.  

Skalnik erwarb 1821 ein Grundstück im Kurort und bezog 1823 mit seiner Familie sein eigenes Haus in Marienbad. Sein Entschluss stand somit fest: Er wollte sich jetzt ausschließlich um die Weiterentwicklung Marienbads kümmern.

Sein Engagement für den Kurort sollte sich bezahlt machen. Im Jahre 1824 übertrug ihm das Kloster Tepl das Amt des Bürgermeisters von Marienbad, das er für die folgenden 19 Jahre innehaben sollte.

Marienbad Panorama um 1900
Marienbad um 1900 – historische Postkarte – via Wikimedia Commons

Ein Gärtner als Bürgermeister

Während Sklaniks Amtszeit wuchs der Kurort rasant. Kurgebäude, Kolonnaden, Hotels und vieles mehr wurde gebaut und an Kurgästen mangelte es nicht. Unter anderem setzte sich Václav auch für den Bau eines öffentlichen Kurkrankenhauses ein, das auch weniger betuchten Gästen einen Kuraufenthalt ermöglichte.
Seit 1826 hatte Skalnik noch weitere wichtige Ämter des Kurortes inne, unter anderem leitete er die Baubehörde und die Kulturbehörde.

1827 musste der „Mitbegründer“ Marienbads – der Abt Reitenberger das Kloster Tepl nach 14-jähriger Amtszeit verlassen. Ihm wurde Verschwendung des Klostervermögens im Zusammenhang mit dem Ausbau Marienbads vorgeworfen. Nach Beschwerden am kaiserlichen Hof in Wien wurde Karel Kašpar Reitenberger von Kaiser Franz I. als Abt von Tepl abgesetzt. Er starb 1860 in Tirol. 

Stadtpark Karlsbad
Stadtpark Karlsbad um 1900 – historische Postkarte

Václav Skalnik zwischen Marienbad und Karlsbad

Weitere gartenbautechnische Projekte Skalniks ließen nicht lange auf sich warten. Ab 1830 wurde er unter anderem mit der Planung des Kurparkes von Karlsbad betraut.
Herausragend sind seine Zeichnungen der Fauna und Flora der Region, die er in diesen Jahren anfertigte.
Nach seinem Tod am 7. Oktober 1861 in Marienbad führte sein ältester Sohn Karl seine Aufträge und die Parkpflege in Marienbad fort.

Beitragsbild:
Václav Skalnik – Büste – Marienbad – Jan Polak CC-by SA 4.0 via Wikimedia Commons

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