Franzensbad/ Františkovy Lázně
Franzensbad ist der kleinste der drei Kurorte des „Westböhmischen Bäderdreiecks“, das sich eben aus Franzensbad, Marienbad und Karlsbad zusammensetzt.
Namensgeber ist der österreichische Kaiser Franz II., der 1793 aus einem kleinen Dorf den Kurort gründete. Er war das erste Moorbad weltweit und entwickelte sich mit der Zeit zu einem Kurort, der sich vorwiegend auf Beschwerden des Bewegungsapparates und Frauenleiden fokussierte. Die Blütezeit des weltweit beliebten Kurortes war vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg, der für alle drei böhmischen Kurorte eine Zäsur bedeutete.
Wie „von der Sonne geküsst“ empfand der Kurgast damals und heute noch die Wirkung des architektonischen Ensembles der Gebäude des 19. Jahrhunderts – vorwiegend im Stil des Klassizismus, der Neorenaissance und des Jugendstils. Die Gebäude tragen das Gewand des während der k. und k. – Monarchie beliebten Ockergelb, dem sog. „Schönbrunner Gelb“ und den dazu typischen, die Fassade farblich auflockernden, weißen Stuckornament.
Das bis heute erhaltene einheitliche Architekturensemble von Franzensbad haben wir vor allem den zahlreichen Prachtvillen, Kolonnaden und Badehäusern des Franzensbader Architekten und Baumeisters Gustav Wiedermann (1850-1914) – einem der wichtigsten Vertreter der böhmischen Bäderarchitektur der Jahrhundertwende – sowie seinem Vater Karl Wiedermann (1815-1875) zu verdanken.
Überschaubar, beschaulich, in Grünanlagen gebettet – ja, fast „gemütlich“ durch die scheinbar komplexe Einheitlichkeit der Bauten präsentiert sich dieser „kleine Jüngling“ unter den drei Weltbädern Tschechiens.
Zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts blühte der Kurort in seiner einstigen Pracht wieder auf und gehört seit 2021 zu den „Great Spas of Europe“.
Franzensbad – Geschichte
Mittelalter
Bereits im 12. Jahrhundert waren die Heilwirkungen der Quellen im Moorgebiet des Ortes Schlada/Slatin im Egerland-heute ein Stadtteil von Franzensbad- bekannt.
Seit Ende des 14. Jahrhunderts wurden die Heilwirkungen der Quellen von dem Arzt und Mineralogen Georgius Agricola (1494-1555) verschriftlicht.
Ebenfalls Erwähnung fanden diese in Schriften des Humanisten Kaspar Brusch (1518-1557) in seinen Aufzeichnungen über die Stadt Eger/Cheb, zu dem damals der Ort Schlada/Slatin gehörte.
Neuzeit
um 1700
Egerwasser aus der Region wurde bereits als erstes Heilwasser Böhmens abgefüllt und versandt, da es im Heiligen römischen Reich als Konkurrenzlos galt.
um 1705
Bau des ersten Gasthauses- das bis 1808 existierte- mit Badeeinrichtungen an der Hauptquelle (später Franzensquelle genannt).
1791 initiierte der Egerer Brunnenarzt Bernhard Adler den Bau eines Holzpavillons über der Quelle und die Umleitung des Wassers in ein separates Becken. Den sog. Wasserfrauen von Eger, die mit dem Quellwasser Einkünfte erzielten wurde damit ihre Einnahmequelle genommen. Sie rissen den Pavillon nieder („Egerer Weibersturm“).
Durch das Engagement von Bernhard Adler wuchs die Entwicklung des Ausbaus des Kurortes in der Folgezeit.
1793
Eröffnung des ersten Hotels in Franzensbad – „Drei Lilien“ / “Tri Lilie“, das Kurgäste des Hochadels aus ganz Europa beherbergte und für die Betreuung seiner Gäste durch Balneologen sorgte.
Das Kurbad Franzensbad- ursprünglich Kaiser-Franzensdorf und Kaiser Franzensbad – wird durch Förderung des österreichischen Kaisers Franz II. als Kurstadt angelegt.
1827
Bau des ersten öffentlich zugänglichen Badehauses mit 30 Badezimmern durch Christoph Loimann.
1849
Das vorher zur Gemeinde Eger gehörige Franzensbad wird selbständige Gemeinde
1865
Franzensbad erhält Stadtrechte
Das Ortssiegel wird Stadtwappen
1884
Bau der Synagoge (1938 niedergebrannt)
1900-1910
Der Karlsbader Architekt Gustav Wiedermann bekleidet politische Ämter in der Stadt
Als Mitglied des kaiserlichen Rates und Bürgermeister fördert er den Ankauf von Gebäuden, Quellen, Parkanlagen und Moorgebieten, die vormals im Besitz der Stadt Eger und in Privatbesitz waren. Damit ebnet er Franzensbad den Weg zu einem modernen Kurort zu avancieren.
Er gilt als „Schöpfer des modernen Franzensbad“
1937
Veröffentlichung über Trinkkuren und Bäderbereitung durch das Balneologische Institut in Franzensbad
Nach 2. Weltkrieg
Niedergang des Kurbetriebs
1945
Verstaatlichung
ab 1989
Reprivatisierung des verstaatlichten Eigentums
Gründung der Bad Franzensbad AG
Blütezeit – Bäderarchitektur
Kurbad II/ Kaiserbad / Císařské Lázně (1872-1880)
Erbaut von den Architekten Gustav Wiedermann und Karl Haberzelle
Dvorana Glauberových pramenů (1928-1930)
Erbaut nach den Plänen des Architekten Ernst Engelhardt
Beherbergt drei Mineralquellen, die nach dem 1. Weltkrieg entdeckt wurden: Kostelní pramen, Glauber III und Glauber IV
Kurbad I/“Luisenbad“-Lázné I/Luisiny lázné (1840)
Neben dem Pavillon der Luisenquelle Gehörte zum ältesten KurgebäudeErst 1872 Erweiterung um den zweiflügeligen Anbau beendet
Kurbad III/ Slatinné lázně
Pavillon der Luisenquelle/ Pavilon Luisina pramene (1826/1827)
Elipsenförmiger Bau im Empire-Stil
Die Quelle wurde 1806 entdeckt; erst 1819 durch ein Schmiedeeisernes Geländer geschützt
Bauleitung des Pavillons übernahm der Baumeister Václav Práchenský
Pavillon der Franzquelle/Pavilon Františkova pramene
Kolonadá Solného a Lučního pramene
Neue Kolonnade/Nová kolonadás Plynovými lázněmi
Sehenswürdigkeiten
Russisch-Orthodoxe Kirche (Hl. Olga) (1887-1889)
Erbaut von Gustav Wiedermann
Älteste Orthodoxe Kirche Tschechiens
Katholische Kreuzerhöhungskirche
1819 im Empire-Stil erbaut; 1936 umgestaltet
Villa Steinsberg (1906)
Erbaut von Gustav Wiedermann
Stadttheater / Divadlo Boženy Němcové
Gemeindehaus/ „Kurhaus“/ Společenský dům / “Lázeňský dům“ (1793-1795)
Erstes Gesellschaftliches Gebäude des Kurortes
Neorenaissancebau urspr. bestehend aus zwei Gebäudekomlexen – jetzt aus drei
Gustav Wiedemann entwarf den repräsentativen neuen Kursaal im Neorenaissancestil (1876-1877)
Lázeňská poliklinika
Beseda-Ruský dům
Villa Imperial
Goethe-Haus / Dům J.W. Goethe
Parkanlagen
„Wiedermann-Park“ mit Aussichtsturm/Rozhledna Zámeček (1916)
Jan-Šverma-Park
Berühmte Gäste in Franzensbad
Ludwig van Beethoven
Kaiser Franz I. und Marie Louise
Kaiser Karl I. und Zita von Bourbon-Parma
Kaiser Franz Josef I.
Johann Wolfgang von Goethe
Johann Strauss (Sohn)
Marie von Ebner-Eschenbach
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