Oskar Mothes
Kurbäder und Architektur

Oskar Mothes und die Architektur der Kurbäder

Eines der wichtigsten Bau-Lexika des 19. Jahrhunderts, initiiert von Oskar Mothes, beschäftigt sich auch mit Kurbädern, denn Kurbäder respektive Kurstädte haben bereits im 18. Jahrhundert und vollends dann im 19. Jahrhundert ganz eigene Architekturformen ausgebildet, die im Verlauf des frühen 20. Jahrhunderts, speziell durch den aufkommenden Jugendstil weiter verfeinert wurden.

Diese speziellen Architekturformen ergaben sich schon aus der Notwendigkeit spezieller Bauten, wie Badehäusern, Trinkhallen oder Quellfassungen. Hinzu kam, dass – zumindest die großen und bedeutenden Kurstädte – vor allem von der höheren Gesellschaft, dem Adel und dem reichen Bürgertum besucht wurden. So wurde es notwendig angemessene Unterkünfte in Form von prachtvollen Hotels oder großen Villen zu errichten, wo die reichen und bedeutenden Kurgäste absteigen konnten. Und auch für Zerstreuung musste gesorgt sein, so dass in jeder renommierten Kurstadt rasch Theater, Spielbanken, Lesesäle und Kurhäuser entstanden, die zahlreiches Amüsement für die Gäste bereithielten.

Jugendstiltheater Bad Nauheim
Jugendstiltheater Bad Nauheim – Foto: A. Kircher-Kannemann

Zudem bedeutete der Besuch eines Kurbades im 18. und bis hinein ins frühe 20. Jahrhundert nicht unweigerlich, dass man krank war und zur Genesung an einen möglichst heilbringenden Ort reiste. Die Reise in ein Kurbad war eher gesellschaftliche Verpflichtung, es war chic – die „große Welt“ reiste eben in jener Zeit ins Bad, so wie wir heute aufs Kreuzfahrtschiff steigen und die Welt umrunden oder aber mit dem Flugzeug in ferne Länder reisen. Wer zur Gesellschaft gehören wollte, der reiste in jenen Jahrhunderten eben ins Bad. Alle Kaiser und Könige hatten es vorgemacht und war nicht auch der berühmte Geheimrat Goethe ständig auf Bäderreise?

Trinkkuranlage mit Museikmuschel Bad Nauheim
Teil der Trinkkuranlage von Bad Nauheim mit Musikmuschel – Foto: A. Kircher-Kannemann

Oskar Mothes und die Architektur der Kurbäder

Es verwundert daher nicht, dass in nahezu allen einschlägigen Lexika – zumal den Bau- und Architekturlexika – auch Einträge zur Bäderarchitektur zu finden sind.

Als erster komprimierter Einstieg in das Thema der Bäderarchitektur eignet sich der Beitrag von Oskar Mothes: Mothes war Architekt und Kunsthistoriker. Geboren wurde er am 27. Dezember 1828 in Leipzig und war Begründer des dortigen Gewerblichen Bildungsvereins, der maßgeblich die Sammlung des Stadtgeschichtlichen Museums verantwortete.

Studiert hat Oskar Mothes an der Universität Dresden bei Gottfried Semper, einem der wichtigsten Vertreter des Historismus und der Neorenaissance in Deutschland, sein bekanntestes und nach ihm benanntes Bauwerk ist und bleibt wohl die „Semperoper“ in Dresden.

Zu ganz so viel Ehren wie sein Lehrer kam Oskar oder Oscar Mothes nicht, kein Bau ist je nach ihm benannt worden, allerdings hatte er sich auch mehr auf Kirchen verlegt. Eines seiner Werke ist zum Beispiel die englische Kapelle in Karlsbad, womit dann auch gleich wieder beim Thema wären und man merkt, dass auch Oskar Mothes durchaus einen persönlichen Hang zu Kurbädern hatte.

Der Nachwelt in Erinnerung geblieben ist Oskar Mothes vor allem durch seine zahlreichen und ausgesprochen umfangreichen Schriften, wie etwa dem „allgemeinen deutschen Bauwörterbuch“ oder auch dem „Illustrierten Bau-Lexikon“ aus dem im Folgenden zitiert sein soll.
Gestorben ist Oskar Mothes im Jahr 1903 in Dresden sein Grab ist noch heute auf dem Neuen, bzw. Alten Johannisfriedhof zu finden.

Kurhaus Bad Homburg
Kurhaus von Bad Homburg – Gartenseite um 1900 historische Postkarte

Kurbäder und ihre Architektur

„Kurbäder, frz. bains de santé, bains salutaires, Badeanstalten zur Hebung von Krankheiten, meist durch Benutzung warmen oder mineralischer Quellen. Hier kommt es hauptsächlich darauf an, das betreffende Wasser vor dem Verdunsten der darin enthaltenen heilsamen Substanzen oder der Wärme zu schützen und den Leidenden den Gebrauch des Wassers genau nach der ärztlichen Vorschrift möglichst zu erleichtern. Der Hauptzweck der dazu dienenden Baulichkeiten ist also zuvörderst eine Überbauung der Quelle mit umgebenden Ankleidezellen, oder auch eine Vertheilung des quellenden Wassers nach einzelnen neben einander liegenden Badezellen. An diese je nach der Einzelbeschaffenheit des Quells, der Gegend etc. sich richtenden Baulichkeiten schließt sich ein überbauter, möglichst vor Zugluft geschützter, aber der Sonne zugänglicher Spaziergang, nebst unmittelbar damit zusammenhängendem Gesellschaftssaal, in der Regel Kursaal genannt. […]“

Bad Nauheim Badehaus VII und großer Sprudel
Bad Nauheim Badehaus VII mit großem Sprudel – historische Postkarte

aus: Illustrirtes Bau-Lexikon : praktisches Hülfs- und Nachschlagebuch im Gebiete des Hoch- und Flachbaues, Land- und Wasserbaues, Mühlen- und Bergbaues, der Schiffs- und Kriegsbaukunst, sowie der Mythologie, Ikonographie, Symbolik, Heraldik, Botanik und Mineralogie, soweit solche mit dem Bauwesen in Verbindung kommen ; für Architekten und Ingenieure, Baugewerken und Bauherren, Baubeflissene und Gewerbschüler, sowie für Archäologen und Sammler
Mothes, Oscar
Leipzig, 1874, hier S. 224

Beitragsbild:
Oskar (Oscar) Mothes
E. Singer (Xylographische Anstalt) [Public domain] via Wikimedia Commons

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