Bad Nauheim
Seit keltischer Zeit ist das heutige Bad Nauheim besiedelt. Seit jener Zeit wird hier auch Salz gewonnen und eben dieses Salz machte Nauheim neben den warmen Quellen zu einem der bedeutendsten Herzheilbäder des 19. und 20. Jahrhunderts.
Bad Nauheim – Geschichte
Vorgeschichte
- seit ca. 500 v. Chr.
Kelten gewinnen Salz in Bad Nauheim - ca. 1. Jh. v. Chr.
Germanen verdrängen Kelten aus der Wetterau - augusteische Zeit (31. v. Chr. – 14 n. Chr.)
erste römische Grabenwerke entstehen - ca. 2. Jh.
römischer Signalturm am Johannisberg wird gebaut
Mittelalter
- um 779
wohl Kirche am Johannisberg errichtet - um 900
1. Erwähnung Nauheims im Zinsregister des Klosters Seligenstadt: “Niwiheim” - vor 1304
Nauheim kommt in Besitz der Grafschaft Hanau - 1338
erste urkundliche Erwähnung einer Sode - 1459
erste Söderordnung erlassen
Neuzeit
- 1530
erste Ortskirche (Marienkirche) erwähnt - 1731-1733
Bau der Reinhardskirche - 1736
Nauheim fällt an Hessen-Kassel - Beginn 18. Jahrhundert
Saline gelangt dank Schwarzdorngradierung zu neuer Blüte - 1745-1748
das “Große Rad” wird erbaut - 1806-1813
Nauheim steht unter französischer Herrschaft – Fürstentum Hanau bzw. Großherzogtum Frankfurt - 1815
nach dem Wiener Kongress fällt Nauheim zurück an das Kurfürstentum Hessen - 1854
Verleihung der Stadtrechte durch Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Hessen - 3. September 1866
Nauheim fällt an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt
Geschichte des Bades
Anfänge
- 1835
Eröffnung der 1. “Sool-Badeanstalt” “Hotel Kursaal” mit neun Zimmern und neun Badewannen - 1846
der “Große Sprudel” kommt beim “Weihnachts-Wunder” zutage (Bohrloch VII) - 1848
Bohrloch XI fördert den “Kleinen Sprudel” zutage - 1849 und 1852
zwei Trinkubrunnen werden erbohrt: Kurbrunnen und Ludwigsbrunnen - 1850
Nauheim bekommt einen eigenen Bahnhof - 1850 und 1853
zwei neue Badehäuser in Fachwerkbauweise entstehen mit je 30 Wannen - 1854-1857
Heinrich Siesmeyer gestaltet den Kurpark - 1854-1872
Spielbankbetrieb im Kurhaus durch Pariser Unternehmer Viali - 1855
Bohrloch XII bringt den “Riesensprudel” zutage, der den Namen “Friedrich Wilhelm-Sprudel” erhält - 1864-1866
Bau des Kurhauses mit Prunksälen im Neorenaissance-Stil
Architekt war J. E. Ruhl - 1865
ein drittes Badehaus entsteht, diesmal aus Sandstein - 1868
Gründung des “Kur- und Verschönerungs-Vereins” durch Kaufleute, Ärzte und Bürger Nauheims - 1869
Nauheim wird zu “Bad Nauheim” - 1888, 1892, 1897
die Badehäuser IV, V und VI werden erbaut; es sind erneut Fachwerkbauten - 1899-1900
der Erst-Ludwig-Sprudel wird erbohrt - 1903
Neubauten werden notwendig, da die Kurgäste in der Hochsaison bis zu 6 Stunden Wartezeit für ein Bad haben
Jugendstil
- 1902
Wilhelm Jost erbaut das Inhalatorium (heute Stadtbibliothek)
zwar ist es noch ein Fachwerkhaus, aber es enthält bereits eine Jugendstil-Ausstattung - 1904
bewilligen die Landstände 6,5 Millionen Goldmark für den Bau neuer Kuranlagen - 1904-1906
die katholische Bonifatiuskirche und die evangelische Dankeskirche werden erbaut, ebenso die Englische Kapelle - 1905-1911
die Wirtschaftsbauten am Goldstein und am Kaiserberg entstehen, auch sie ein Ausdruck des neuen Stils - 1905-1912
die große Jugendstilanlage mit Sprudelhof, Badehäusern und Trinkkuranlage entsteht
gleichzeitig entstehen zahlreiche neue Villen, Hotels und Pensionen - 1910
die große Tennisanlage mit Café wird an der Park-Allee erbaut - 1910-1911/12
die neue Trinkkuranlage mit großer Trinkhalle, Kurbrunnentempel, Musikmuschel, Wandelgängen uvm. entsteht - 1912
der neue Bahnhof mit aufwendigen Jugendstil-Dekorationen entsteht
Bad Nauheim – bis heute
- 1926
das medizinische Institut wird vom Architekten August Metzger erbaut - 1930-1931
das William-G.-Kerckhoff-Herzforschungs-Institut wird erbaut, der Architekt war ebenfalls August Metzger - 1932
August Metzger erbaut das neue Restaurant auf dem Johannisberg - 1964
entstand der “Südpark” - 1972
Thermal-Schwimmbad wird gebaut
Bad Nauheim – Sehenswertes
Sprudelhof
- Die Sprudel
“AUF GOTTES GEHEISS AUS DER TIEFE GEBOREN / DER LEBENDEN LEIDEN ZU LINDERN ERKOREN”
so lautet die Inschrift auf dem Hauptbrunnen aus Würzburger Muschelkalk, entworfen hat ihn Heinrich Jobst - Verwaltungsgebäude und Freitreppe
sie entstehen im ersten Bauabschnitt im Winter 1905/06 - Badehaus 2
erbaut im Winter 1907/08
künstlerische Ausgestaltung durch Jakob Julius Scharvogel
die großen Elfenbilder stammen von Friedrich Wilhelm Kleukens, sie zieren heute das Untergeschoss des Hotel Dolce und das Theater-Foyer
Kleukens schuf auch die große bunte Fensterwand des Badehauses
die Formsteine zur Ausgestaltung des Schmuckhofes schuf Heinrich Jobst - Badehaus 3
erbaut im Winter 1906/07 - Badehaus 4
erbaut im Winter 1905/06 - Badehaus 5
erbaut im Winter 1905/06 - Badehaus 6
erbaut im Winter 1908/09 - Badehaus 7
erbaut im Winter 1908/09
künstlerische Ausgestaltung durch Jakob Julius Scharvogel - Jugendstilforum in Badehaus 3 – Museum mit einer großen Sammlung von Objekten aus der Zeit des Jugendstils bis hin zum Bauhaus; außerdem Ausstellungen zur Geschichte des Kurbades Bad Nauheim und der Bäderkultur
Trinkkuranlage
1910-1911/12
nach langen Vorplanungen,, an denen auch der Großherzog Ernst Ludwig persönlich beteiligt war, begann 1910 der Bau
die Details wurden 1912 vollendet
an der Durchführung war auch Heinrich Petry (1880-1953) beteiligt
die Trinkkuranlage bildet das Verbindungsglied zwischen Stadt- und Badgebiet
Hauptgebäude ist die Trinkhalle
besonders auffallend ist die Musikmuschel mit vorgelagertem Wasserbecken, sie ist ein Pionierwerk des damals aufkommenden Betonbaus
Jugendstiltheater und Kurhaus
- 1862
das Kurhaus wird erbaut - 1888
Erweiterung des Kurhauses - 1905
neue Terrasse mit Musiktempel und Arkaden werden von Wilhelm Jost fertiggestellt - 1910
das Jugendstiltheater im ehemaligen Kurhaus wird vollendet
Architekt war Wilhelm Jost - 1913
die erste Oper wird auf dem Konzertpodium des Konzerthauses aufgeführt - 1918
La Traviata wird aufgeführt - 1923
Einweihung des Bühnenhauses - 1944
eine Fliegerbombe zerstört Bühnenhaus, Mittelteil, Kleiner Saal - 1951
Beginn des Wiederaufbaus - 1956
Einweihung des neuen Bühnenhauses - 1960
Einweihung des restaurierten Konzertsaals - 1980
ein Brand – ausgelöst durch Dacharbeiten – zerstört das Jugendstiltheater - 1983
Richtfest für das “neue” Jugendstiltheater
Synagoge
- 1929
die Synagoge wird im Stil der neuen Sachlichkeit vollendet - 1938
die Synagoge wird geschändet, kann aber erhalten werden - 1938-1945
das Gebäude wird als Lagerhaus genutzt - 1945
amerikanische Truppen stellen die Synagoge provisorisch wieder her - 1960
Renovierung des Gebäudes - 1980er Jahre
erneute Renovierung der Synagoge - heute
Bad Nauheim ist Sitz des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Buber-Rosenzweig-Stiftung
Gradierbauten
die Gradierbauten dienen der Salzgewinnung, bzw. der Erhöhung des Salzgehalts
im 16. und 17. Jahrhundert begann man mit der Dorngradierung: hierzu perlt das Wasser durch meterhohe Schwarzdornbündel, wodurch sich der Salzgehalt erhöht
Bad Nauheim – Berühmte Gäste
Kaiserin Sisi
Sie war im Jahr 1898 in Bad Nauheim zur Kur wegen ihres schwachen Herzens
von hier reiste sie nach Genf, wo sie kurz darauf ermordet wurde
Zarin Alexandra Fjodorowna
im Jahr 1910 weilte sie gemeinsam mit ihrer Familie in Bad Nauheim
der Ort lag nahe, da sie als Alix von Hessen-Darmstadt geboren worden war
ihr Bruder, der Großherzog Ernst Ludwig, weilte zeitgleich in seiner Residenz in Friedberg
Kaiserin Auguste Viktoria
besuchte Bad Nauheim im Jahr 1912
ab diesem Zeitpunkt wurde die Kurstadt als “3-Kaiserinnen-Bad” bezeichnet
Albert Einstein
im September 1920 nahm er in Bad Nauheim an einem naturwissenschaftlichen Kongress teil und es kam zur berühmten “Bad Nauheim-Debatte” über die Relativitätstheorie
Foto: Albert Einstein im Jahre 1921 in New York – Underwood and Underwood, New York [Public domain]
Elvis Presley
in den Jahren 1958 bis 1960 lebt Elvis Presley als amerikanischer G. I. in Bad Nauheim. Seine letzte Adresse: Goethestraße 14
Saud ibn Abd al-Aziz Al Saud
er kam in den Jahren 1959 und 1961 nach Bad Nauheim
bereits sein Vater war im Jahr 1950 hier gewesen
Die Ärzte von Bad Nauheim
Friedrich Bode (1811-1899)
1834 zum Doktor der Medizin promoviert
seit dem 10. Juli 1837 in Bad Nauheim niedergelassen als Badearzt, Geburtshelfer und Allgemeinmediziner
verantwortlich für die Eröffnung der ersten Apotheke des Ortes
1857 zum Medizinalrat ernannt
1872 zum Geheimen Medizinalrat ernannt
Träger des preußischen Kronenordens
5. März 1884 Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt
Isidor Maximilian Groedel (1850-1921)
Pionier der Balneologie und Kardiologie
Leibarzt der letzten deutschen Kaiserin
Ehrenbürger der Stadt Bad Nauheim
Franz Maximilian Groedel (1881-1951)
geboren in Bad Nauheim als Sohn des vorgenannten
Kardiologe
Gründer des Kerckhoff-Instituts und von 1931-33 dessen Leiter
1933 Emigration in die USA
Arthur Weber (1879-1975)
Balneologe und Kardiologe
1914-1955 Leiter des Balneologischen Instituts Bad Nauheim
1926-1944 Chefarzt mehrerer Kuranstalten
Ehrenbürger der Stadt Bad Nauheim
Friedrich Wilhelm Beneke (1824-1882)
1853 Leibarzt des Großherzogs von Oldenburg
ab 1855 Brunnenarzt in Bad Nauheim
1858 zum Geheimen Medizinalrat ernannt
seit 1880 Mitglied der Leopoldina
ihm zu Ehren wurde der Beneke-Brunnen neben dem Kerckhoff-Institut in Bad Nauheim errichtet
1859 Veröffentlichung: “Ueber Nauheim’s Soolthermen und deren Wirkungen auf den gesunden und kranken menschlichen Organismus”
Architekten und Künstler
- Wilhelm Jost (1874-1944)
verantwortlich für die Jugendstilbauten in Bad Nauheim
seit 1912 Mitglied des Deutschen Werkbundes - Heinrich Siesmeyer (1817-1900)
Gartenarchitekt
entwarf und realisierte den großen Kurpark
Schöpfer des Frankfurter Palmengartens
verantwortlich für die Kurparks in Bad Homburg vor der Höhe und Wiesbaden
Schöpfer des Parks am Kempinski-Hotel Falkenstein - Jakob Julius Scharvogel (1854-1938)
Keramiker
Gründungsmitglied des Deutschen Werkbundes (1907)
er sorgte für die künstlerische Ausgestaltung der Badehäuser 2 und 7 - Heinrich Jobst (1874-1943)
er zeichnet für den Hauptbrunnen im Sprudelhof verantwortlich, auch gestaltete er 1912 den großen Bronzelöwen
außerdem schuf er die Formsteine für die Ausgestaltung des Schmuckhofes in Badehaus 2 - Friedrich Wilhelm Kleukens (1878-1956)
Maler, Grafiker, Buchkünstler, Architekt, Typograf und Produktgestalter
seit 1906 Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie
schuf zwei Mosaike für die Eingangshalle zum Hochzeitsturm auf der Mathildenhöhe
ab 1907 künstlerischer Leiter der Ernst-Ludwig-Presse mit der er 1910 den Grand Prix auf der Brüsseler Weltausstellung errang
von ihm stammen die Elfengemälde, die nun im Hotel Dolce zu finden sind und ehemals für das Badehaus 2 waren
ebenso schuf er die große bunte Fensterwand in Badehaus 2
Ausflugstipps
Friedberg
ca. 6 km entfernt
ehemalige Freie Reichsstadt
Sehenswürdigkeiten:
- gotische Stadtkirche
- mittelalterliche Mikwe (Judenbad)
- ehemalige Reichsburg
- altes Rathaus (1737-1740)
- Stadtbefestigung
- Theater “Altes Hallenbad” (1908-1909)
- Wetterau-Museum
Römerkastell Saalburg
ca. 25 km entfernt
ehemaliges Römerkastell
Teil des UNESCO-Welterbe Obergermanisch-Raetischer Limes
gegründet von Kaiser Wilhelm II.
Bad Homburg vor der Höhe
ca. 25 km entfernt
Kurbad und Sommerresidenz der deutschen Kaiser
Schloss Bad Homburg
Wetzlar
ca. 30 km entfernt
ehemalige Reichsstadt
Sehenswürdigkeiten:
- historische Altstadt
- Dom (romanisch – gotisch)
- Palais Papius
- Leica-Welt
Keltenwelt am Glauberg
ca. 30 km entfernt
modernes Museum mit Erlebnispfad und Wandermöglichkeiten
beherbergt einen der spektakulärsten Funde aus keltischer Zeit (s. Foto links)
Hügelgräber
Weilburg
ca. 45 km entfernt
staatlich anerkannter Luftkurort
ehemalige Residenzstadt des Hauses Nassau-Weilburg
Sehenswürdigkeiten:
- Schloss Weilburg
- Bergbau- und Stadtmuseum
- Rosenhang-Museum (zeitgenössische Kunst)
- Neptunbrunnen
Bad Nauheim – Informationen
Links
Jugendstilforum Bad Nauheim im Badehaus 3 / Sprudelhof – Museum
Sammlung von über 2.000 Jugendstilobjekten
Badekultur
Geschichte Bad Nauheims
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